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30 Jahre Audia – Ein Rückblick

Mut, Entschlossenheit und auf sein Herz hören.

Helmut Steinbrecher und Lutz Kupper – Die Gründer und ehemaligen Geschäftsführer von AUDIA geben im Interview eine ganz persönliche Rückschau auf 30 Jahre AUDIA und ihre Erlebnisse.

Herr Steinbrecher und Herr Kupper, was war die Geburtsstunde von AUDIA und wie haben Sie die Gründung rückblickend persönlich erlebt?

Lutz Kupper: „Die“ Geburtsstunde gibt es so eigentlich nicht. Die Gründungszeit war ein langer Prozess, der von der Unsicherheit der Nachwendezeit geprägt war. Die Frage, wie es mit den ehemaligen DDR-Betrieben weitergehen würde, trieb uns alle um. Diese Unsicherheit hat auch das Funkwerk Kölleda ergriffen, in dem ich damals in der Entwicklungsabteilung für Hörgeräte angestellt war.

Das Werk war der einzige Hersteller von Hörgeräten in der DDR und bereits kurz nach der Wende wurden praktisch alle bundesdeutschen Hörgerätehersteller vorstellig, um Kooperationen auszuloten. Schon da haben wir eine vage Vorstellung davon bekommen, wie schnell die unterentwickelte Hörgeräteversorgung in der ehemaligen DDR wachsen wird.

Helmut Steinbrecher: Die Gründungsidee von AUDIA als völlige Neugründung hatten wir erst, als die Idee, die Hörgeräteabteilung des Funkwerkes Kölleda durch ein Management by Out zu übernehmen, durch die Treuhandanstalt Berlin abgelehnt wurde. Man hatte offensichtlich in Berlin nicht das Zutrauen in uns Ostdeutsche, diese Aufgabe zu bewältigen. Ich bin fest davon überzeugt, dass diese Entscheidung uns in unserem Gründungswillen noch mehr bestärkt hat.


Die Anfänge

„Die größte Hürde vor dem Start war die Finanzierung des Unternehmens.“

Was war die größte Hürde, die Sie nehmen mussten?

Lutz Kupper: Die größte Hürde vor dem Start war die Finanzierung des Unternehmens. Es mussten Waren gekauft, Autos geleast und Firmenräume gemietet werden. Eine Bank für die Finanzierung zu finden, gestaltete sich mehr als schwierig. Alle Gesellschafter sind ins persönliche Risiko gegangen, indem sie ihr gesamtes Privatvermögen als Kreditsicherheit bei der einzigen Bank, die wir dafür gewinnen konnten, hinterlegten.



Helmut Steinbrecher: An das damalige Risiko mag ich heute noch nicht mal mehr denken. Nach der schwierigen Finanzierungsphase galt es dann noch einen strategischen Partner aus der Hörgerätebranche aus den westlichen Bundesländern ins Boot zu holen. Nach vielen Gesprächen mit verschiedenen Firmen gelang es uns, das Familienunternehmen Hansaton in Hamburg für unsere Idee zu begeistern.

Wir schlossen einen Fertigungs- und Vertriebsvertrag und begannen sofort mit der Fertigung und dem Verkauf unter eigenem Namen. Strategisch war das genau die richtige Entscheidung. Nun hatten wir genügend Zeit gewonnen, um eigene Produkte zu entwickeln.


Der Rückblick

Wie blicken Sie jetzt zum Jubiläum auf die letzten 30 Jahre AUDIA?

Helmut Steinbrecher: Ich würde sagen, wir haben alles richtig gemacht. Unsere Priorität haben wir sofort auf Im-Ohr-Geräte gelegt. Hier war der Markt noch völlig offen, da diese Art von Geräten erst im Kommen war. Gerade in den neuen Bundesländern waren die Hörgeräteakustiker an neuen Technologien interessiert, um sich von ihren Mitbewerbern zu unterscheiden.

Unsere Strategie ging auf. Ungeachtet aller Unkenrufe, dass Hörgeräte mit Akku keine Zukunft haben, entwickelten wir die kontaktlose Ladetechnologie und meldeten schlussendlich ein Patent dafür an, welches auch erteilt wurde. Danach waren wir gemeinsam mit Hansaton die ersten Hersteller, die induktiv aufladbare Hörgeräte auf den Markt gebracht haben.

Lutz Kupper: Ich blicke mit Freude auf vielen Jahre AUDIA und meine aktive Zeit dort zurück. Das Unternehmen hat eine erstaunliche Entwicklung durchlaufen. Für mich persönlich waren es sehr arbeitsreiche, aber vor allem auch sehr erfüllende Jahre. Das Arbeitsleben selbstbestimmt verbringen zu dürfen, ist ein sehr großer Vorzug.


Die Werte

Für welche Werte steht AUDIA Ihrer Meinung nach über all die Jahre?

Lutz Kupper: Bei Gründung der Firma haben wir unsere Geschäftsziele formuliert. Die sind im Wesentlichen bis heute gleich geblieben. Unsere Kunden, die Akustiker, sollen alles, was sie fürs Geschäft benötigen, aus einer Hand erhalten und das selbstverständlich in bester Qualität. Wir unterstützen unsere Kunden mit individuellen Lösungen für ihre speziellen Ansprüche und Probleme.

Was ist Ihr größtes Learning der letzten Jahre?

Helmut Steinbrecher: Vor keiner Aufgabe zurückschrecken. Für und Wider abwägen, mit kühlem Kopf entscheiden und stetig: “learning by doing".




Die Ziele

Sie waren Geschäftspartner und Weggefährten. Welche Ziele haben Sie gemeinsam angetrieben? Worauf sind Sie stolz?

Lutz Kupper: Uns verbindet das, wenn wir etwas machen, wollen wir es richtig machen. Besonders stolz bin ich darauf, dass es uns gelungen ist den Besitzerwechsel der Firma so zu gestalten, dass die Zukunft der Firma gesichert ist.

Helmut Steinbrecher: Wir hatten und haben noch immer ein persönliches und vertrauensvolles Verhältnis zueinander. Wir haben beide vor 1989 in der Entwicklungsabteilung des Funkwerkes gearbeitet, kannten uns also schon sehr gut. Wir konnten uns in den vielen Jahren unserer Zusammenarbeit immer aufeinander verlassen.


„Vertrauen in das Können und Wissen anderer Menschen haben.“

Welches Lebensmotto hat Sie gut durch Ihre aktive Zeit bei AUDIA getragen?

Helmut Steinbrecher: Vertrauen in das Können und Wissen anderer Menschen haben.


Wie verbringen Sie jetzt Ihren wohl verdienten Ruhestand? Welche Leidenschaft haben Sie neu entdeckt?

Lutz Kupper: Ich bin leidenschaftlicher Aquarianer. Mein Meerwasserbecken nimmt mich schon sehr in Anspruch. Sportlich versuche ich mich mit Radfahren fit zu halten. Unsere zwei Enkel bekommen sehr viel Aufmerksamkeit und natürlich spielt das Reisen eine große Rolle.

Helmut Steinbrecher: Im Stillen macht man sich kurz vor dem Ruhestand so seine Gedanken, wie man die bald freigesetzte Zeit sinnvoll nutzen kann. Einen konkreten Plan gab es nicht, außer dass endlich mehr Zeit für die Familie und das bereits vor Jahren begonnene Hobby der Modellfliegerei ist. Leider hat uns Corona in den letzten beiden Jahren einen Strich durch manche Planungen gemacht.


Der Ausblick

„Ich sehe Audia gut gerüstet für die Zukunft.“

Geben Sie uns bitte noch Ihren Zukunftsausblick: Wo sehen Sie AUDIA in naher und ferner Zukunft?

Lutz Kupper: Ich sehe Audia gut gerüstet für die Zukunft. Audia hat sich als Kompetenzträger für die Herstellung von Otoplastiken im Sonova-Konzern sehr gut etabliert. Ein eigener Vertrieb von Otoplastiken an Kunden außerhalb des Konzerns ist nach wie vor vorhanden. Es wird darauf ankommen, diesen Vertrieb weiter auszubauen um die Marke AUDIA, als eines der größten Otoplastiklabore Deutschlands, weiter zu stärken.

Helmut Steinbrecher: Ich bin davon überzeugt, dass sich AUDIA weiter sehr positiv entwickeln wird.